Schmerzmanagement
Schmerz ist nicht gleich Schmerz
Farben kann man gemeinsam sehen. Töne kann man gemeinsam hören. Nur Schmerz kann man nicht gemeinsam empfinden.
Deshalb ist es auch so schwer, anderen zu vermitteln, wie schmerzhaft etwas ist.
Tatsache ist: Schmerzen lassen sich nicht objektiv messen.
Jeder empfindet Schmerzen unterschiedlich stark. Das liegt daran, dass der Schmerzreiz ein körpereigener Reiz ist, der von einem subjektiven System analysiert wird, dem Gehirn.
Im Bereich der Wundversorgung kann es zusätzlich zu den schon bestehenden Schmerzen ursächlicher Natur (z. B. bei arteriellen Durchblutungsstörungen), zu Schmerzen im Rahmen der Wundversorgung selbst (z. B. bei der Wundreinigung) kommen. Um ihre Bereitschaft zur Mitarbeit an der Wundbehandlung nicht zu hemmen, ist es unerlässlich für eine wirksame Wundbehandlung eine möglichst effiziente Schmerzreduzierung herbeizuführen.
Ob ein Schmerz stark oder schwach ist, empfindet jeder Mensch ganz individuell.
Viele haben z. B. mehr Schmerzen am Tag, andere mehr Schmerzen in der Nacht.
Aber auch die Situation macht einen Unterschied. Ist das Gehirn durch intensive Beschäftigung mit angenehmen Dingen abgelenkt, spürt man den Schmerz weniger. Belastungen und Ängste steigern dagegen die Schmerzempfindlichkeit. Insgesamt sollten also Schmerzmedikamente das individuelle Patientenprofil berücksichtigen, indem sie flexibel dosiert werden können.
Langandauernde Schmerzen müssen nicht sein
Denn Schmerzen, die neu auftreten (akute Schmerzen), besitzen eine wichtige Warnfunktion und müssen ernst genommen werden. Zunächst müssen die schmerzauslösenden Ursachen gesucht und behandelt werden.
Doch auch der Schmerz an sich muss gelindert werden. Ansonsten kann er sich verselbstständigen und einen so genannte Schmerzkrankheit mit chronischen, d. h. anhaltenden Schmerzen verursachen, die ihre Warnfunktion verloren haben und zu einer eigenständigen Erkrankung werden. Daher ist eine frühzeitige und effektive Behandlung von Schmerzen sehr wichtig!
Lassen Sie Ihre Schmerzen rechtzeitig und wirkungsvoll behandeln. Denn sonst können Sie in einen Schmerzkreislauf geraten - einen Teufelskreis aus Schmerz, Bewegungsvermeidung und noch mehr Schmerz. Die Schmerzen dominieren zunehmend Ihr Leben, belasten den Alltag, Ihre Aktivitäten und Beziehungen.
Die Lebensqualität nimmt ab und die Lebensfreude verschwindet. Wehren Sie sich gegen die Schmerzen und nehmen Sie wieder aktiv am Leben teil.
Schmerzmittel bilden die Basis für eine umfassende Schmerztherapie.
Zu dieser gehören neben der medikamentösen Behandlung auch begleitende Therapien, wie die Physiotherapie (Krankengymnastik), Akkupunktur, die psychologische Therapie und viele andere.
Eine gute Schmerzlinderung ist die Voraussetzung für den Erfolg.
Die Wirkung neben der Wirkung
Ein starker Schmerz verlangt ein stark wirkendes Schmerzmittel. Und manchmal treten bei starken Wirkungen auch unerwünschte Nebenwirkungen auf. Mögliche Nebenwirkungen können unter anderem Verstopfung, Übelkeit oder Erbrechen und Müdigkeit sein.
Meistens klingen diese Nebenwirkungen nach den ersten Tagen ab. Lediglich die Verstopfung kann sich über einen längeren Zeitraum hinziehen und sollte, in Absprache mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin, mit einem darmregulierenden Mittel behandelt werden. Und das sollten Sie am besten noch unterstützen durch "darmfreundliche", ballaststoffreiche Ernährung z. B. mit Vollkornprodukten, Obst und Gemüse.
Bitte sprechen Sie bei auftretenden Nebenwirkungen in jedem Fall Ihren Arzt oder Ihre Ärztin an.
Konsequent den Schmerz behandeln
Die erste Woche Ihrer Schmerzbehandlung ist entscheidend. Das ist genau die Zeit, die Ihr Arzt oder Ihre Ärztin benötigt, um das Schmerzmittel auf Ihre Schmerzstärke einzustellen. Bleiben Sie dran und lassen Sie sich nicht entmutigen.
Gerade in dieser Zeit können die Nebenwirkungen auftreten. Jetzt benötigt Ihr Arzt oder Ihre Ärztin Ihre Rückmeldung!
Schritt für Schritt zum richtigen Maß
Ihr Arzt oder Ihre Ärztin versucht mit Ihnen gemeinsam, die Idealdosierung für Sie herauszufinden, mit dem Ziel, Ihren Schmerz weitestgehend zu beseitigen und starke Nebenwirkungen zu vermeiden.
Wenn Sie immer noch Schmerzen haben oder andere Probleme mit dem Medikament auftauchen, scheuen Sie sich nicht, Ihren Arzt oder Ihre Ärztin darauf hinzuweisen. Er bzw. Sie bemüht sich, Ihnen weiterzuhelfen.
Und noch etwas: Wenn Sie mit einer gut eingestellten Dosierung keine Schmerzen mehr spüren, nehmen Sie das bitte nicht zum Anlass, das Medikament unregelmäßig zu nehmen oder gar abzusetzen.
Besprechen Sie sich immer zuerst mit Ihrem Arzt oder mit Ihrer Ärztin.
Bewusste Ablenkung vom Schmerz kann zusätzlich helfen
Das Gehirn reagiert weniger auf Schmerz, wenn es angenehm abgelenkt wird. Vielleicht haben Sie die Gelegenheit, einfach mal auszuprobieren, was Ihre Schmerzwahrnehmung verringert.
Das kann zum Beispiel autogenes Training oder Muskelentspannung sein.
Auskünfte hierzu erhalten Sie unter anderem auch bei verschiedenen Hilfsorganisationen, die Ihnen auch in anderen Fragen gerne weiterhelfen. Was gehört zu einer erfolgreichen Schmerztherapie?
Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Schmerztherapie sind:
- eine gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin
- dass sie möglichst genau Ihre Schmerzen und andere Symptome beschreiben und nichts unter den Tisch fallen lassen
- dass Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin über alle Medikamente informieren, die Sie einnehmen
- die Einhaltung der ärztlichen Vorgaben (z. B. dürfen Sie nicht eigenmächtig Dosis oder Einnahme verändern!)
- dass Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin über gesundheitliche Veränderungen umgehend informieren.